Schon seit Tagen bangt die Familie Tredak aus Hof (Salzburg) um das Leben ihrer Angehörigen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Die Situation spitzt sich zu, die Bomben kommen immer näher. Enttäuscht von den österreichischen Behörden hat Familienvater Andi Tredak am Dienstag einen folgenschweren Entschluss gefasst.

Es ist ein Kommen und Gehen vor dem Einfamilienhaus in der Hofer Wohnsiedlung: Menschen bringen unzählige Taschen voller Lebensmittel, Kleidung und Hygieneartikel. Schnell ist der weiße Transporter von Andi Tredak rappelvoll.

Mit vollem Auto tausend Kilometer in den Krieg
Mit dem beladenen Auto in der Einfahrt wirkt es fast so, als würde die Familie bald auf Urlaub fahren. Wie ein Urlaub wird die Reise, die Andi Tredak vor sich hat, aber auf keinen Fall. Er fährt mit dem vollbepackten Auto hunderte, wenn nicht tausend Kilometer Richtung Krisengebiet – um seine Familie vor dem Krieg zu retten.

„Geht um Leben und Tod“
„Mittlerweile geht es um Leben und Tod. Es ist wichtig, dass sie da so schnell wie möglich rauskommen“, sagt Andi Tredak. Er redet von seinem Schwager samt Familie, die – wie berichtet – in Kiew ausharren. „Sie sind nun am Bahnhof und versuchen in Richtung Westen zu kommen“, sagt Tredak. Er will ihnen mit dem Auto entgegenfahren und auf dem Weg in Polen Halt bei Flüchtlingszentren machen, um die Spenden abzugeben.

Eigentlich hatten sich Andi Tredak und seine Frau Kamila mit ihrem Problem ans Innenministerium gewandt. „Gestern wurde ich nicht wie versprochen zurückgerufen, heute komme ich nicht einmal mehr ins Ministerium durch“, schilderte Andi Tredak die Situation am Dienstag.

Nimmt Rettung selbst in die Hand
Da es um das Leben von Schwager Yoldash, Schwägerin Gözel und Baby Leyla geht, nimmt der Familienvater die Rettung nun selbst in die Hand. Das könnte für ihn jedoch ernsthafte Konsequenzen haben: Denn er könnte sich als Schlepper strafbar machen, weil die drei keine EU-Bürger sind. Deshalb können sie nicht ohne Weiteres in einem EU-Land Asyl beantragen. „Es ist Wahnsinn, dass man Menschen nicht hilft, nur weil sie die falsche Staatsbürgerschaft haben“, sagt der Familienvater voller Unverständnis.

Es ist Wahnsinn, dass man Menschen nicht hilft, nur weil sie die falsche Staatsbürgerschaft haben.
Andi Tredak

Viele Sach- und Geldspenden erhalten
Wenn er schon ins Krisengebiet fährt, will die Familie auch viele Hilfsgüter für die zahlreichen Geflüchteten mitnehmen. „Wir haben auf Facebook und in Chat-Gruppen von unserem Vorhaben erzählt und es sind so unglaublich viele Sachspenden zusammen gekommen“, erzählt er. So habe die Familie nicht nur unzählige bestärkende Nachrichten bekommen, sondern auch viele Unterstützer, Sach- und Geldspenden.

„Es macht mich sehr stolz, was wir da auf die Füße gestellt haben“, sagte er vor seiner Abreise zur „Krone“. Bangend blickte er dabei jede Minute auf sein Handy. Hoffend auf eine Nachricht seiner Angehörigen, dass sie endlich im Zug Richtung Westen sitzen. Und mit der großen Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen.

Kronenzeitung